Digitale Transformation: HUK-COBURG ersetzt Papierprozesse durch Cloud-Lösungen

ARS unterstützte HUK-COBURG dabei, Papierprozesse durch moderne Cloud-Microsites zu ersetzen, um fehlende Versicherungsdaten effizient zu erfassen.

Effizientere Datenverarbeitung: HUK-COBURG modernisiert den Versicherungsantrag

 

Die Abteilung Digitale Services (DS) ist eine junge Abteilung innerhalb der HUK-COBURG und versteht sich als Bindeglied zwischen Versicherungswelt und modernster Technik. Sie besteht aus mehreren Services, die jeweils Produktverantwortung über zahlreiche digitale Services haben. Jeder Service setzt sich aus mehreren cross-funktionalen Teams zusammen, jeweils die Front- und Backendentwickler, IT-Architekten, UX-/UI Designer, Fachexperten sowie einen Agile Manager umfassen. Die ARS unterstützt seit mehreren Jahren die HUK-COBURG mit Frontend- und Backend-Entwicklern im Service eCommerce Sales. Dieser Service ist für die digitalen Abschlussstrecken, vom Tarifrechner über verschiedenste unterstützende Services bis hin zum Vertragsantrag verantwortlich.

Alles beginnt mit einem Brief
 

Trotz fortschrittlicher Technologie und benutzerfreundlicher Tarifrechner reichen Kunden immer noch Anträge für eine Kfz-Versicherung in Papierform ein, anstatt den digitalen Antragsprozess zu nutzen. Oft fehlen wichtige versicherungsrelevante Informationen, die für einen erfolgreichen Vertragsabschluss erforderlich sind. Aus diesem Grund wird automatisch ein interner Geschäftsprozess am Host gestartet und der Kunde erhält einen Brief mit der Aufforderung, die fehlenden Daten zu ergänzen. Um die manuelle Bearbeitung zu reduzieren, wird der Kunde gebeten, die fehlenden Informationen nicht per Brief zu senden, sondern die speziell entwickelten Microsites zu nutzen. Der Brief enthält einen QR-Code, der es dem Kunden erleichtert, diese Webseiten mit seinem Smartphone zu besuchen.

Im Rahmen eines Modernisierungskonzeptes sollten diese Microsites durch das Team „cloudstARS“ mit Hilfe der Software Engineers von ARS auf eine neue moderne Cloud-Anwendungsarchitektur gehoben werden.

Warum?
 

Die „Altanwendung“ bestand im Kern aus einer PL/I-Anwendung auf dem IBM-Mainframe, die Daten wurden über eine IBM-Message Queue von einer klassischen JSP-Anwendung, welche auf einem traditionellen WebSphere-Applikations-Server deployt war, an den Host übertragen.

Wie und warum migriert man diese Legacy-Anwendung auf eine moderne Cloud-Architektur? Die Abteilung DS verfolgt eine Cloud-Strategie, die besagt, dass Anwendungen primär in der Public Cloud möglichst als SaaS-Lösungen entwickelt und betrieben werden sollen. Die HUK-COBURG hat sich in diesem Projekt mit AWS für einen der größten Cloud-Anbieter entschieden. Es galt somit als erstes zu entscheiden, welche Teile der Altanwendung übernommen und welche neu zu entwickeln sind. Legacy Systeme sind nicht zwingenderweise eine Altlast, sie sind eher als Erbe zu betrachten. Diese Systeme sind häufig seit Jahren im Einsatz, erfüllen ihren Anwendungszeck, sind erprobt und haben für das Unternehmen einen starken Business-Value. Es wurde daher im Team die Entscheidung getroffen, den Kern der Anwendung inklusive Erstellung des internen Geschäftsprozess und die Versendung der Briefe am Host zu belassen, die restlichen Komponenten jedoch in einer modernen REST-basierte Cloud-native-Anwendung neu zu entwickeln.

Um eine einfache und konsistente Entwicklung von Cloud-Anwendungen zu ermöglichen, hat der Service "HUK Service-Plattform" im Voraus Vorlagen erstellt, die als Blueprints dienen. Cloud-Ingenieure und Softwarearchitekten der ARS waren maßgeblich an dieser Entwicklung beteiligt. Dank dieser Blueprints und dem Fachwissen der ARS-Experten konnte das Team cloudstARS die Microsites in kurzer Zeit erfolgreich entwickeln.

Der Weg zu AWS

Das Hauptziel der Neu-Entwicklung war die Nutzung der Serverless-Dienste des Cloud Providers. Zentrale Komponente ist vor allem die AWS-Lambda, welche die Backend-Funktionalitäten für Serverless-Anwendungen darstellt. Da bisherige Anwendungen im Backendbereich mit Java EE bzw. Jakarta EE entwickelte wurden, entschied man sich, die Entwicklung der Lambdas mit dem Java-Framework Quarkus durchzuführen. Mit Hilfe der sogenannten nativen Builds konnte die Startgeschwindigkeit der Java-Anwendung sogar beim Kaltstart der Lambdas signifikant reduziert werden. Bei Nichtverwendung werden die Anwendungen beendet und bei Bedarf neu gestartet. Dies reduziert die Kosten und ermöglicht eine starke horizontale Skalierung. Als Frontend-Framework kommt, wie bei den meisten Anwendungen der HUK-COBURG, Angular zum Einsatz. Die statischen Artefakte werden dabei in einem S3-Bucket abgelegt. Die Auslieferung der Frontendanwendung erfolgt über ein Content Delivery Network (CDN). Die Login-Aufrufe der Anwendung werden über ein API-Gateway zum Identity-Provider weitergeleitet, der bei korrekten Credentials ein Bearer-JWT (JSON-Web-Token) ausstellt. Dieses Token wird bei allen weiteren REST-Aufrufen im Authorization-Header mit gesendet, so können die Backend-Services die Autorisierung überprüfen.

Die Information, welche Daten für die Erstellung des Versicherungsscheines fehlen, wird nach dem Login beim Host abgerufen. Dieser Aufruf wird von einer AWS-Lambda über eine direkte Verbindung (AWS Direct Connect) an API Connect, einem API-Gateway von IBM, an den Host weitergeleitet. Die Antwort enthält die sogenannten Bausteine, welche das Frontend nutzt, um die Eingabemasken für die fehlenden Daten aufzubereiten. Nach Eingabe der fehlenden Daten durch den Kunden werden diese durch das Backend validiert und über die direkte Verbindung an den Host übertragen. Hier erfolgt die sogenannte Dunkelverarbeitung: Die Daten werden erneut maschinell, ohne Beteiligung eines Sachbearbeiters, geprüft, in den Vertrag eingearbeitet und der Geschäftsvorgang geschlossen. Nach erfolgreicher Rückmeldung erstellt das AWS-Lambda ein PDF mit den überprüften Daten und stellt dieses dem Kunden zum Download zu Verfügung.


Abbildung: Vereinfachte Architektur-Übersicht

Durch die Nutzung von Infrastructure as Code (IaC) mittels Terraform Enterprise wird die Provisionierung der AWS-Komponenten revisionssicher dargestellt. Dank der Expertise eines AWS Certified Solutions Architect von ARS konnte die HUK-COBURG optimal bei diesem Prozess unterstützt werden. Das Projekt im Service eCommerce Sales diente als wegweisende Machbarkeitsstudie, in der umfangreiches Fachwissen aufgebaut und anschließend erfolgreich an andere Teams weitergegeben wurde. Aufgrund des positiven Ergebnisses konnten zahlreiche weitere digitale Services erfolgreich in die Public Cloud zu AWS migriert werden und somit die Innovationskraft und Effizienz der HUK-COBURG weiter stärken.